Datum

10. November 2022
19 Uhr

Ort

Bestehornhaus
Aschersleben

Tonkunstfestival MD

Ein Menschenopfer, vor langer Zeit: "Alte angesehene Männer schauen dem Todestanz eines jungen Mädchens zu", schreibt Igor Strawinsky. Die Pianisten Nicolas Hodges und Michael Wendeberg spielen die Klavierfassung. In Kooperation mit dem Tonkünstlerfest des Deutschen Tonkünstlervereins.

Programm

Claude Debussy
Jeux

György Kurtág
Játékok

Igor Strawinsky
Le Sacre du Printemps
(für Klavier zu vier Händen)

Strawinsky bleibt!

Das, was hier im Land Sachsen-Anhalt kulturell gewachsen ist, hat eine aktuelle Gegenwart. Spätestens seit infolge des BAUHAUS-Jubiläums #moderndenken durch die Landesregierung initiiert wurde, ist das in allen Künsten stärker in ein öffentliches Bewusstsein gerückt. Dabei spielt die Balance zwischen den Urvätern eines grundlegenden Paradigmenwechsels und den heute künstlerisch Produktiven eine besondere Rolle.

Das ist bisher hinlänglich proklamiert worden, allerdings mit einem starken Focus auf Architektur und Baukunst und auf Skulptur und Malerei. Die aktuelle Musik aus Sachsen-Anhalt soll nun im Jahr 2022 eine besondere Beachtung erfahren. Der Landesverband des Deutschen Tonkünstlerverbandes entwickelt die Konzeption seines diesjährigen Tonkünstlerfestes mit der Grundüberlegung, in wie fern die in Europa stattgehabten Veränderungen der Künste um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert in der heutigen Zeit eine Fortführung oder ein Pedant erfahren haben.

Ein Essay des Franzosen Pierre Boulez (1925-2016), bereits 1951 verfasst, liefert das Motto. Im Streit um die Merkmale der Neuen Musik innerhalb der Auseinandersetzung zwischen den Traditionalisten und den Avantgardisten spielen Strawinskys Werke eine besondere Rolle, weil sie sich einer eindeutigen Zuordnung verschließen. Die Kühnheit mancher Kritiker sah Strawinsky ausschließlich auf der Seite der traditionellen Komponisten, was eher einem Verdammungsurteil gleichkam.

Da setzte sich der junge Avantgardist Boulez hin und lieferte anstelle der Verbalinjurien seiner vorwiegend männlichen Kollegen eine präzise, an der Werkstruktur des Ballettes Le sacre du printemps (Die Frühlingsweihe) von 1913 orientierte Analyse der kompositorischen Verfahrensweisen Strawinskys. Im Gegenzug zu den Meinungen und Vermutungen lieferte Boulez durch wissenschaftliche Arbeit erlangte Erkenntnisse. Die Conclusio seiner Analyse drückt die Wertschätzung in der Bedeutung für gegenwärtiges und zukünftiges Musikdenken mit den Worten: „Strawinsky bleibt!“ aus.

Lassen Sie uns in diesem Festival dem nachgehen, auf welche spezifische Weise die Urväter der Moderne, am Beispiel Strawinskys, im heutigen Komponieren und Musizieren verankert sind und ob damit das Urteil des vor wenigen Jahren verstorbenen Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez noch heute (in Mitteldeutschland) gilt.

Zu hinterfragen sind da nicht nur die Arbeiten unserer heute hier lebenden Komponistinnen und Komponisten, nein es geht auch um das lebendige Musizieren. Welche Rolle spielt das Werk von Igor Strawinsky heute bei der Ausbildung der musikalischen Jugend?

Da gibt es viel Vorzeigbares, man denke nur an die Arbeit der Komponistenklassen, den Jugendkompositionswettbewerb, das Erarbeiten neuer Werke für Jugend musiziert oder andere progressiv aufgestellte Wettbewerbe. Das Tonkünstlerfest bietet hier ein Podium und ist zugleich auch eine öffentliche Darstellung der musikpädagogischen und künstlerischen Leistungsfähigkeit Sachsen-Anhalts.

Thomas Buchholz

Die Künstler:innen

Michael Wendeberg

Für den Dirigenten und Pianisten Michael Wendeberg ist der Umgang mit dem Konzertrepertoire von Bach bis Schönberg ebenso selbstverständlich wie die intensive Beschäftigung mit neuer und neuester Musik. Mit Beginn der Spielzeit 2020/21 wirkt er als Chefdirigent der Oper an den Bühnen Halle, wo er seit 2016 als erster Kapellmeister tätig war.

Mehr Informationen zu Michael Wendeberg

Michael Wendeberg (Foto: Isabelle Meister)
Michael Wendeberg (Foto: Isabelle Meister)

Nicolas Hodges

Ein aktives und ständig wachsendes Repertoire, das Komponisten wie Beethoven, Berg, Brahms, Debussy, Schubert und Strawinsky umfasst, unterstreicht die herausragenden Fähigkeiten des Pianisten Nicolas Hodges in der zeitgenössischen Musikszene. Der in London geborene und heute in Deutschland lebende Professor an der Musikhochschule Stuttgart spielt die Werken der Klassik, der Romantik, des 20. Jahrhunderts und der zeitgenössischen Komponisten.

Mehr Informationen über Nicolas Hodges

Nicolas Hodges (Foto: Eric Richmond)
Nicolas Hodges (Foto: Eric Richmond)

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