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Am Ende das Leuchten – Klavierkonzerte von Buchholz und Hirschfeld 

14. Juni um 19:00 20:30

Kühnauer Str. 161a
Dessau-Roßlau, 06846

Darya Dadykina, Klavier
Joshua Rupley, Klavier
Kyiv Symphony Orchestra
Francesco Cagnasso, Leitung

Kyiv Symphony Orchestra (Foto: Felix Krieger)

Programm

René Hirschfeld: nacht.wachen. – Konzert für Klavier und Orchester

Thomas Buchholz: Mutterland – Konzert für Klavier und Orchester

 

Veranstaltungsort

Kühnauer Str. 161a
Dessau-Roßlau, 06846
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Am 14. Juni in Dessau stehen zwei beeindruckende Uraufführungen im Mittelpunkt: die Klavierkonzerte der in Sachsen-Anhalt lebenden Komponisten C. René Hirschfeld und Thomas Buchholz. Thomas Buchholz’ Werk „Mutterland“ und C. René Hirschfelds Komposition „nacht.wachen.“ zeigen die Strahlkraft zeitgenössischer Musik und verdeutlichen, dass gegenwärtiges Komponieren als Lichtblick verstanden werden darf – ganz im Sinne des Konzerttitels „Am Ende das Leuchten“.

Hier Werkeinführung lesen: „nacht.wachen“


Zur Werkidee 
Mein Klavierkonzert nacht.wachen. entstand im Spätsommer 2024 und ist dem Gedenken an die Opfer aller Luftangriffe gewidmet. 

Die immer noch ausgeübte Praxis, Flugzeuge auszusenden, um gezielt und willentlich Menschen zu töten und menschliche Lebensräume zu zerstören, entbehrt nicht nur jeglichen Mitgefühls, sondern ist schlichtweg des Menschseins zutiefst unwürdig. Es sollte für jede verantwortliche Person ausreichend sein, ein einziges Bild des Kriegselends, ein einziges Bild einer zerbombten Stadt, ein einziges Bild eines elternlosen- und wohnungslosen Kindes gesehen zu haben, um derartige Handlungen weder zuzulassen noch selbst zu entscheiden. Kein territoriales Interesse, kein Rohstoff, keine Ideologie oder ethnische Situation, kein Größenwahn kann derartige Gräueltaten jemals rechtfertigen.  

Zu glauben, man könne mit Verbrechen irgend etwas auf irgend einem Gebiet zum Guten wenden ist schlicht Irrsinn. 

Der Titel nacht.wachen. hat mehrere Bedeutungsebenen.  

Zum Einen bezieht es sich auf die Praxis der nächtlichen Reflexion, des Meditierens oder Betens, die in den meisten Religionen eine wichtige Rolle spielt: In der nächtlichen Abgeschiedenheit der Sinne von äußeren Reizen kommt der Geist zur Ruhe und hat die Chance, die Phänomene zu sehen, wie sie wirklich sind und einen Weg zum inneren Frieden zu erkennen.  

Zum Anderen symbolisieren die 5 Sätze fünf Phasen der Begegnung mit der Dunkelheit, sowohl wörtlich wie auch im übertragenen Sinn: 

1. Dämmerung, zur Ruhe kommen, Einkehr 
2. Angst, Gefahr, Grauen 
3. Verzweiflung, Klage, Suche nach Trost 
4. Reflexion 
5. Ausblick zum Licht. 

Dabei gehen werden die ersten drei und die letzten beiden Sätze jeweils attacca gespielt bzw. gehen in einander über, so dass eine übergeordnete Zweiteiligkeit entsteht. 

Das Werk enthält, offen und verarbeitet, musikalische Zitate, auch aus verschiedenen spirituellen Traditionen: 

1. Satz: Guten Abend, Gut‘ Nacht (Johannes Brahms) 
2. Satz: Es geht ein‘ dunkle Wolk herein (Johann Werlins, trad.), L‘ homme armé (trad.),  Dies Irae (christlich, Gregorianik) 
3. Satz: Hashiwenu (jüdisch trad.),  
Nearer My God to Thee (Sarah Flower Adams, christlich), Rhythmen aus dem Daihishin Darani (Japanisches Zen-Sutra für Verstorbene), Djânam, Djânam (traditionelle persisch-arabische Melodie zum gleichnamigen Text des Sufi-Mystikers Rumi) 

4. Satz: Der grimmig Tod mit seinem Pfeil (trad.) 

Am Ende der Partitur sind zwei Textzitate notiert: 

Na hi verena verāni sammant’idha kudācanaṃ, averena ca sammanti. 

Nicht durch Feindschaft wird Feindschaft jemals befriedet. 
Durch Versöhnung kommt sie zur Ruhe. (Dhammapada 1/05) 

Beati pacifici: quoniam filii Dei vocabuntur. 
Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden 
Kinder Gottes genannt werden. (Matthäus 05/9) . 

Hier Werkeinführung lesen: „Mutterland“

Thomas Buchholz (*1961): MUTTERLAND Konzert für Klavier und Orchester 2020
 
Zur Werkidee 

Der Titel MUTTERLAND ist vieldeutig. Für mich war der Begriff Vaterland immer schon etwas Unwirkliches. Das hat biografische Gründe: Einmal bin ich ohne Vater aufgewachsen, meine Mutter, die Pianistin Jutta Gensty (1927–2020), hat mich musikalisch in den ersten Jahren geprägt. Später war es wieder eine Frau, die mich als Meisterschüler der Berliner Akademie der Künste prägte: Ruth Zechlin. Musik hat in meinem Komponieren immer eine weibliche Seite.  
MUTTERLAND ist aber zugleich auch ein Terminus, der aktueller nicht sein kann, wenn es um die gewachsene Rolle der Frau in der modernen Industriegesellschaft geht. Das Bekenntnis zu der Duplizität Frau und Mutter, das besondere Selbstverständnis der besonderen, für die Kinder und Familie zuweilen heiligen Rolle der Mutter in orientalischen Gesellschaften, all das ist uns heute die globalisierte Welt.  
Technikmuseum „Hugo Junkers“ Dessau e.V., Standort der 1919 gegründeten Junkers Flugzeugwerk AG: Das ist der besondere Ort! Deutschland hatte dort einen der bedeutendsten Rüstungskonzerne des Deutschen Reiches. Das den vielfachen Tod bringende Kampfflugzeug „Stuka“ wurde hier gebaut. Im Kampfeinsatz während des Zweiten Weltkriegs Symbol vaterländischen Denkens der besonderen Art. Hier MUTTERLAND zur Uraufführung zu bringen hat eine tiefgreifende Bedeutung. Es ist künstlerische wie ethische Positionsbestimmung im aktuellen politischen Geschehen. 

In Zusammenarbeit mit dem Technikmuseum Hugo Junkers.

Die Künstler:innen

Darya Dadykina

Darya Dadykina zählt zu den herausragenden Nachwuchspianistinnen. Ihre Konzerte begeistern mit Ausdrucksstärke, Virtuosität und feinem Klangsinn. Sie studierte in Kiew und Berlin, konzertierte europaweit und setzt sich besonders für Beethoven, Schubert und Medtner ein.

Darya Dadykina (Foto: Maryna Chorna)
Darya Dadykina (Foto: Maryna Chorna)

Joshua Rupley

Joshua Rupley, US-amerikanischer Pianist, Pädagoge und Dirigent, wuchs in New Mexico auf und studierte in Deutschland. Er unterrichtet Liedgestaltung in Augsburg, konzertiert international und setzt sich besonders für verfemte Komponisten ein. Er lebt in Bayern. Website | Instagram

Joshua Rupley (Foto: Petra Reger)
Joshua Rupley (Foto: Petra Reger)

Francesco Cagnasso

Francesco Cagnasso ist seit 2024 Assistent von Michael Sanderling beim Luzerner Sinfonieorchester. Er studierte Orchesterleitung an der ZHdK und HfMT Hamburg. Er war Stipendiat des „Forum Dirigieren“ und Finalist mehrerer internationaler Wettbewerbe.

Francesco Cagnasso (Foto: privat)
Francesco Cagnasso (Foto: privat)

Kyiv Symphony Orchestra

Das Kyiv Symphony Orchestra, gegründet 1979, zählt zu den führenden Orchestern der Ukraine. Es trat in renommierten Sälen wie der Berliner Philharmonie auf und erhielt 2022 den Musical Contest Prize. Seit 2024 ist es in Monheim am Rhein ansässig.

Kyiv Symphony Orchestra (Foto: Felix Krieger)
Kyiv Symphony Orchestra (Foto: Felix Krieger)

C. René Hirschfeld

Die Website des Verlag Neue Musik Berlin führt Caspar René Hirschfeld als „einen der vielseitigsten und interessantesten Komponisten seiner Generation.“ Dabei entzieht sich seine Musik gängigen Kategorien wie Avantgarde oder Tradition, gilt als gleichermaßen zeitgemäß wie transzendent, strukturell komplex und sinnlich fassbar.  

Seit der erfolgreichen Uraufführung  seiner Kammeroper Bianca bei den Salzburger Festspielen 1991 wurden seine Werke in Europa, Asien, Lateinamerika und den USA gespielt.  

2005 wurde sein Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester beim offiziellen Festakt zur Verleihung der Kaiser-Otto-Medaille an Bundespräsident a.D. Dr. Richard von Weizsäcker im Dom zu Magdeburg uraufgeführt. 

2022 unterzeichnete er einen General-Vertrag mit dem Verlag Neue Musik Berlin. 

2024 brachte das New Chamber Ballet New York die Inszenierung „PI“ nach Hirschfelds gleichnamiger elektronischer Komposition in der Choreographie von Miro Magloire und mit Visual Arts von Korvin Reich zur Uraufführung. 

Seit 2018 lebt Hirschfeld wieder in seiner Geburtsstadt Wernigerode. 

René Hirschfeld (Foto: Korvin Reich)
René Hirschfeld (Foto: Korvin Reich)

THomas Buchholz

Thomas Buchholz, geb. 1961, studierte Klavierbau, Komposition, Musikpädagogik und Gesang. Preisträger zahlreicher Wettbewerbe, 257 publizierte Werke. Hochschullehrer, Musikpädagoge, Dirigent, Komitas-Experte und Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen-Anhalt des Deutschen Komponistenverbandes.

Thomas Buchholz
Thomas Buchholz
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